Maria:Trost
intervention in public space, video, installation
2012/2022

Bilder – Mariahilf! – helfen. Können auch Plakate helfen? In der jüngeren Plakatgeschichte kirchlicher Glaubensunterweisung hat man dies jedenfalls geglaubt. In den 1980er und 1990er Jahren wurden kirchliche Plakate in Österreich von den so genannten „Spruchpakaten“ („Glaubensinformation der Erzdiözese Wien“) geprägt, die private Häuser, Schaukästen, Arztpraxen oder Wirtshausstuben zierten und so zum halböffentlichen Erscheinungsbild kirchlicher Zuspruchs- und Trostrhetorik wurden. Vereinzelt findet man sie in Schaukästen noch immer.

Die erfolgreichen Sprüche – Appelle zu einem christlichen Handeln, waren für das Künstlerpaar zweintopf (Eva Pichler und Gerhard Pichler) der Anlass, sich mit religiösen Botschaften künstlerisch auseinanderzusetzen. Sie setzten aber nicht die Appelle erneut ins Wort, sondern vielmehr die Bitten, die, in öffentlichen Bittbüchern niedergeschrieben, an die Mutter Gottes der Wallfahrtskirche Mariatrost bei Graz herangetragen werden. Die Bitten auf diesen Plakaten wurden sprachlich nicht verändert. 
Ihr Interesse gilt aber nicht bloß der Naivität der Bitten, sondern auch der Konkurrenz religiöser Erwartungen und kapitalistischer Werbeversprechen im öffentlichen Raum. 
Die Eintragung in einem öffentlichen Buch in der Wallfahrtskirche von Mariatrost ist für zweintopf zudem ein Vorläufer für die Zurschaustellung privater Inhalte im Internet. Nicht selten werden hier wie da Alltagsprobleme auf eine Stufe mit „echten“ Wundern gestellt und Fürsprache in puncto Benzinpreiserhöhung und Prüfungsangst erfleht. (Johannes Rauchenberger)

exhibition view, Kulturzentrum Minoriten Graz